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Viele Ehen scheitern nach sechs Jahren
Die Zahl der Ehescheidungen hat im vergangenen Jahr in Hessen einen neuen Höchststand erreicht. In 56 Prozent der Fälle ging die Initiative von Frauen aus. Die meisten Ehen gingen nach einer Dauer von sechs Jahren in die Brüche. Dies meldet das statistische Landesamt.
Der Bund fürs Leben ist immer häufiger ein Bund auf Zeit. Abgesehen von den Jahren 1995 und 2000, die eine leicht reduzierte Scheidungsrate zeigten, weist die hessische Scheidungsstatistik seit 1993 eine steigende Tendenz auf. Je mehr Trennungen, desto häufiger sind Kinder davon betroffen. Und wer in der Jugend das Scheitern der Beziehung der leiblichen Eltern erlebt, neigt als Erwachsener dazu, es seinen Erzeugern nachzutun. Demzufolge wird die Kurve munter weitersteigen, sagt Mechthild Sckell, Leiterin der Familienberatungsstelle ask in Hanau: „Wenn man weiterdenkt, ist das ein Flächenbrand.“
Wenn ein Paar sich trennt, dann hat es meist zu hohe Ansprüche an das Gegenüber gestellt. Diese Erfahrung macht Ria Ellers von der Beratungsstelle Pro Familia in Offenburg in ihren Paarberatungen. Die „Hollywood-Erwartungen“ seien von keinem Normalmenschen zu erfüllen. „Alle sind schön, reich, haben einen tollen Job.“ Nur nicht der Mann oder die Frau, der oder die neben einem auf der Couch sitze.
Nach Erfahrung der Beraterin macht meist die Frau den ersten Schritt, um über den Beziehungsärger zu reden und etwas dagegen zu unternehmen. Oft wache der Mann erst auf, wenn es zu spät ist. „Dann hat sich die Frau innerlich schon getrennt.“
Dass mehr Frauen als Männer die Scheidung einreichen, erklärt Ellers auch damit, dass sie selbstständiger und selbstbewusster geworden sind. Viele seien wirtschaftlich unabhängig und wüssten, dass es staatliche Hilfen gibt.
Wenn die Beratung bei Pro Familia nicht fruchtet, werden die Anwälte konsultiert. Heike Becker berät schon seit zwölf Jahren in einer Frankfurter Kanzlei Scheidungswillige. Ihr Eindruck: In vielen Ehen ist die Rollenverteilung noch sehr traditionell, was auf Dauer schief gehen könne. Frauen fühlten sich mit ihren Kindern allein gelassen, der Mann sich nur noch als Geldverdiener. Zudem habe eine Scheidung längst nicht mehr einen wirtschaftlichen Abstieg für die Frau zur Folge: „Die Ansprüche, die eine Kinder betreuende Frau gegenüber ihrem Ehemann hat, sind schon gewaltig.“
Je mehr Menschen geschieden sind, desto weniger wird dies zudem als gesellschaftlicher Makel gesehen“, sagt Mechthild Sckell, die sich in Hanau um die Familien kümmert, bei denen Kinder betroffen sind. Nach einer Studie der in Bensheim ansässigen Hessenstiftung ist die Trennung der Eltern für die Kinder zwar nicht zwangsläufig eine Belastung. Doch Sckell hat es immer häufiger mit hochgradig zerstrittenen Paaren zu tun, die in der Trennungsphase ihre Kinder instrumentalisierten und dabei deren Wohlergehen aus dem Blick verlören. „Das ist ein ganz hohes Risiko für die Entwicklung des Kindes.“ Noch sechs Jahre später könnten Verhaltensauffälligkeiten oder psychosomatische Beschwerden auftreten. Ihr Ratschlag: Eltern sollten sich in dieser Phase aus dem Weg gehen, die Konfrontation vermeiden. „Die zanken über alles. Über Finanzen, das Kind, wer ihm Kleidung kaufen muss, über Erziehungsprobleme.“
Für Sckell ist die Zunahme der Scheidungen ein Zeichen für die Bindungsarmut in unserer Gesellschaft. Auch Druck am Arbeitsplatz und der Zwang zu einer Wochenendbeziehung seien für die Ehe nicht förderlich. Nicht verkannt werden sollten außerdem die psychologischen Auswirkungen der Arbeitslosigkeit: „Viele Paare gehen sich zu Hause auf die Nerven.“
Этот текст был использован в тесте DSH 12.09.05 в Fachhochschule Fulda.